Die beiden Imkervereine Johannland u. Netphen stellen bis Ende Dezember imkerliche Gerätschaften sowie Literatur aus vergangenen Zeiten und von heute in einer interessanten Ausstellung gegenüber. Die Organisatoren unter der Regie von Judith Schneider und Dr. Patrick Wulfleff, haben Exponate aus längst vergangenen Zeiten von Heimatvereinen und aus Privatbesitz zusammengetragen. Als Kontrapunkte sind neueste Edelstahlgeräte und Werkzeuge zu sehen, die der heimische Imkergerätehersteller Michael Lichtenthäler aus Neunkirchen freundlicherweise zur Verfügung stellt. Bereichert wird die Ausstellung durch sehenswerte Makrofotografien der Bienenwelt aus Sicht des heimischen Fotografen und Hobbyimkers Frank Haubenschild aus Wilnsdorf.
Zur Eröffnungsveranstaltung am vergangenen Samstag unter dem Thema „Imkerei im Wandel des Zeit“ waren die auf 60 Personen begrenzten Plätze im Forsthaus Hohenroth binnen weniger Tage im voraus bereits ausgebucht.
Nach den Grußworten durch die stellvertretende Landrätin, Frau Ursula Belz und den Bürgermeister der Stadt Netphen, Herrn Paul Wagener, hielt dann die mit Spannung erwartete Referentin, Dr. Pia Aumeier aus Bochum, den Festvortrag.
Die bundesweit bekannte Wissenschaftlerin und Bienenexpertin, die an der Ruhruniversität Bochum gelehrt hat, ist für ihre fesselnden, teils unterhaltsamen u. gelegentlich auch bewusst provozierenden Vorträge bekannt. So räumte sie gleich zu Beginn mit dem vielfach bemühten Zitat auf, dass, wenn die Bienen stürben, der Mensch binnen vier Jahre danach auch sterben werde. Dieses, dem Genius Albert Einstein oft fälschlicherweise zugeschriebene Zitat hätte dieser niemals getätigt, so konstatierte Aumeier. Hätte er doch als Universalgelehrter gewusst, dass die Bienen weltweit an der Bestäubungsleistung zwar einen wichtigen, aber nicht den alles entscheidenden Anteil haben.
Dr. Aumeier referierte ausführlich zum Thema „Bienenschutz mit Herz und Hirn – Wie verwandle ich Balkon und Gärten in ein verlockendes Bestäuberparadies“. Dabei ließ sie kein gutes Haar an den Beton- und Steinwüsten, die vielfach als Gartenersatz an den Wohnhäusern oder in Parkanlagen angelegt werden. Unterdrückten sie doch alles, was kreucht und fleucht, oberhalb wie unterhalb der oftmals auch als Schutz vor „Unkraut“ aufgebrachten Teichfolien unter dem Erdreich.
Dabei sparte sie auch nicht mit Kritik an den häufig sicher gut gemeinten Aktionen von Insektenfreunden, die aber leider oft aus Unkenntnis zwar hübsch anzusehende, blühende Pflanzen einbringen, die ihrerseits jedoch weder Pollen-noch Nektarlieferanten für Bienen oder ihre zahlreichen wilden Verwandten sind. Damit sind sie für die Kerbtiere als Lebensraum oder Futterquelle völlig uninteressant. Vehement sprach sich die Expertin auch gegen die Ansiedlung von Neophyten aus, also Pflanzen, die in unsere Lebensbereiche aus dem Ausland eingeführt werden, hier jedoch auf natürliche Weise in Deutschland nicht vorkommen. Das gleiche gelte auch für die Neozoen, also eingeschleppte Tierarten, die dann in der heimischen, natürlich vorkommenden Tierwelt eher Schaden anrichten und das biologische Gleichgewicht empfindlich stören können.
Letztlich machte die Biologin darauf aufmerksam, dass es Wildbienen, Käfer, Fliegen oder Schmetterlinge gibt, die in einer engen Symbiose mit ausgesuchten Pflanzen leben. Die Insekten profitieren dabei von den Pollen- und Nektarspendern, die Pflanzen im Gegenzug von der Betäubungstätigkeit, die nur die Insekten mit ihren speziellen Eigenschaften bei ihren Besuchen der Pflanzen leisten. Dieses zum Teil über viele Jahrtausende evolutionär aufgestellte Gleichgewicht kann schon durch geringste Beeinträchtigungen gestört oder irreparabel beschädigt werden. Dies gilt insbesondere für Insekten, die nur ganz bestimmte Pflanzen aufsuchen und dabei die einzigen potentiellen Bestäuber sind.
Der kurzweilige Vortrag verdeutlichte gerade auch den vielen anwesenden Fachleuten aus der Imkerschaft, wie wichtig neben den domestizierten Honigbienen ihre wilden Verwandten, insbesondere die Wildbienen, Käfer, Fliegen und Schmetterlinge als unverzichtbare Bestäuber sind.
Aufgrund der hohe Nachfrage hat der Kreisimkerverein Siegerland Anfang des kommenden Jahres eine weitere, lokale Vortragsveranstaltung mit Dr. Aumeier geplant. Dazu wird rechtzeitig öffentlich eingeladen.
Die Ausstellung im Forsthaus Hohenroth ist noch bis Ende Dezember zu sehen. (Rainer Otto)